Facharbeit von Anna Christina Diekhans

SF Päd 5
bei Thea Stroht

Oberstufenkolleg Bielefeld
 


Praktikum Juli 2004

Rolf Robischon und die Grundschule

Gliederung

Literaturverzeichnis

Im Juli 2004 habe ich in Freiburg an der Johannes - Grundschule – Hausen ein Praktikum bei Rolf Robischon gemacht.

R. Robischon hat im Laufe seiner Arbeitsjahre ein eigenes Konzept entwickelt, wie er die Kinder unterrichtet. Er selber nennt dies „Selbstständiges, kooperatives lernen“. Den Kindern wird in seinem Unterricht völlig freie Hand gelassen, bei dem was sie lernen, wie sie lernen, in welchem Tempo etc. Die Kinder sind an keine Vorgaben, durch den Lehrer, gebunden.

Diese andere Art zu Unterrichten bringt natürlich Fragen und Kritik mit sich.

Als ich, schon vor dem Praktikum, zum ersten mal etwas über diese Form des Unterrichts kennen gelernt habe, habe ich mich als erstes gefragt, ob die Kinder auch das lernen würden, was sie in der Grundschulzeit lernen sollen. Und ob die Kinder Schwierigkeiten haben beim Übergang in die Sekundarstufe.

Allgemein entstand also die Frage, ob die Kinder bei dieser Form des Lernens eine gute „Allgemeinbildung“ bekommen, und ob bzw. wie diese Form des Lernens auf das Schulsystem insgesamt übertragbar wäre.

Um dies herauszufinden, werde ich in dieser Arbeit die Allgemeine Grundschule darstellen und den Unterricht von R. Robischon, wie ich ihn auch während meines Praktikums erlebt habe.

2. Grundschule

Die Grundschule ist die Schule, wo alle Schüler, trotz unterschiedlicher Lernvoraussetzungen, von Beginn der Schulzeit an gemeinsam unterrichtet werden. Es gibt aber auch selektive Elemente, beispielsweise Schüler der Sonderschule, die Zurückstufung eines Schülers oder die vorzeitige bzw. verspätete Einschulung. Aus diesem Grund wird oft eine Schulreifeuntersuchung durchgeführt.

Kinder, die bis zum 30. Juni des Jahres 6 Jahre werden, werden am 1. August des Jahres schulpflichtig. Das besagt das „Abkommen zwischen den Ländern der BRD zur Vereinheitlichung auf dem Gebiet des Schulwesens“ von 1964 und 1971.

In 14 Bundesländern dauert die Grundschule 4 Jahre, nur Berlin und Brandenburg stellen eine Ausnahme dar mit 6 Jahren.

Die Schule findet vormittags, gelegentlich auch nachmittags statt. In den neuen Bundesländern werden auch oft zusätzlich Horte angeboten zur ganztägigen Betreuung des Kindes.

Eine Unterrichtsstunde dauert 45 min. Die Wochenstundenzahl der Kinder beginnt in der 1. Klasse mit durchschnittlich 19 Std. die Woche und steigt bis zur 4. Klasse auf durchschnittlich 26 Std. pro Woche.

Am Ende der Grundschulzeit werden Empfehlungen der Lehrer ausgestellt für die verschiedenen weiterführenden Schulen.

Arbeitsweise in der Grundschule

Aufgaben der Grundschule wurde vom Deutschen Ausschuss in seinem Rahmenplan von1959 folgendermaßen beschrieben:

Die Kinder in einer äußeren und inneren Ordnung zu bergen und zu binden;

Sie aus dem Spiel behutsam in die Haltung der Arbeit überzuleiten;

Im mitmenschlichen Kontakt verpflichtende Bindungen entdecken zu lassen;

Die Muttersprache lebendig zu pflegen und nach der Hochsprache zu richten;

Die Kinder in Schrift und Zahl einzuführen, das Lesen, Schreiben und elementare Rechnen sicher und geläufig zu machen. (Arbeitsgruppe: Bildungsbericht am Max-Planck-Institut, 1994: S.317)

Der Unterricht in der Grundschule richtet sich aber vor allem darauf, die Grundfertigkeiten im Lesen, Schreiben, Rechnen und eine Einführung in Natur- und Sozialwissenschaften zu vermitteln. Ebenso sollte Sozialentwicklung und Gemeinschaftsbildung gefördert werden..

Bis 1970 gab es den Gesamtunterricht (ganzheitlicher Unterricht), d.h. die Kinder wurden von einem Lehrer in allem unterricht. Seit 1970 gibt es in der Grundschule einen Kompromiss zwischen dem Fachunterricht und dem Gesamtunterricht. Es gibt Einteilungen von Lernbereichen, in denen die Schüler auch von verschiedenen Lehrern unterrichtet werden. Aber die Grundschullehrer sollte auch zunehmend so unterrichten, dass inhaltlich mehr als ein Fachinhalt in der Stunde zu Tage kommt (Arbeitsgruppe: Bildungsbericht am Max-Planck-Institut, 1994: S.317ff.).

Die Lerninhalte der Grundschule sind in Bildungs- oder Rahmenplänen festgelegt. Allerdings gibt es hierbei noch Unterschiede zwischen den Bundesländern. Manche Länder bestimmen den Unterrichtsstoff des gesamten Jahres und andere lassen jedes Jahr ein paar Wochen zur freien Unterrichtsgestaltung des Lehrers. Aber in jedem Fall hat der Lehrer die freie Wahl der methodischen Unterrichtsgestaltung.

Dabei fällt meisten die Wahl auf den Frontalunterricht, wo der Lehrer im Mittelpunkt steht, erzählt, fragen stellt usw. Außerdem bestimmt der Lehrer, was der Schüler tun soll. Selten wird eine Unterrichtsform gewählt, in der die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Kinder berücksichtigt werden. Obwohl diese Unterrichtsform von vielen Lehrern befürwortet wird, fehlt es aber an Fortbildungen und Vorbildern zur Verbreitung.

Die noch verbreiteste Form des individuellen Unterrichts ist die „Stillarbeit“, hierbei arbeiten die Schüler einzeln an gleichen oder unterschiedlichen Aufgaben und der Lehrer wendet sich abwechselnd den Schülern, zu um die nötigen individuellen Hilfen und Erklärungen zu geben.

Das Spiel sollte ebenfalls im Unterricht einen Schwerpunkt einnehmen, da es Kindgerecht ist, dem Kind einen Umgang mit Spannungen und Kommunikation bietet und auch die Lern- und Persönlichkeitsentwicklung fördert(Arbeitsgruppe: Bildungsbericht am Max-Planck-Institut, 1994: S.320ff.).

„Problemschüler“

Ausländische und Kinder, welche die deutsche Sprache noch nicht beherrschen, kommen mit ganz anderen Lernvoraussetzungen an die Schule, so dass eine gezielte Förderung notwendig erscheint. In der BRD gibt es verschiedene Unterrichtsveranstaltungen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Es gibt beispielsweise Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche, ausländische Kinder, Kinder mit Verhaltensstörungen oder Lernproblemen, Logopädie bedürftige Kinder. Für sie gibt es Angebote wie Förderunterricht, Kurse für Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche, Stützkurse u.ä. Zusätzlich gibt es auch einfach Angebote für einen besseren Kontakt zu Lehrern und Mitschülern. (Arbeitsgruppe: Bildungsbericht am Max-Planck-Institut, 1994: S.319 u. 322.)

Die Angebote für die sogenannten Problemkinder werden manchmal auch durch Kleinklassen ersetzt.

Eine allgemeine bessere Versorgung dieser Problemkinder durch mehr Angebote und stärkere Individualisierung des Unterrichts soll helfen. Das Angebot an Kursen in ist unterschiedlich, im durchschnitt beträgt es 2 Std. die Woche, wobei es aber stark variiert zwischen 0-6 Std. die Woche. In der 1. und 2. Klasse der Grundschule gibt es meist noch mehr Förderunterricht oder ähnliches, aber nie mehr als 19. Std. pro Woche. (Arbeitsgruppe: Bildungsbericht am Max-Planck-Institut, 1994: S.319f.)

Die besondere Förderung „hochbegabter Kinder“ steht zurzeit in Diskussion, was sich im Schulalltag aber noch nicht bemerkbar macht.

Verspätete und vorzeitige Einschulung

Die Abbildung 1 über vorzeitige und verspätete Einschulung zeigt einen Rückgang der vorzeitigen Einschulungen, aber nur wenig Veränderung bei verspäteter Einschulung. Das bedeutet, dass die Schüler allgemein älter sind bei der Einschulung.


Die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen sind hierbei auch deutlich. Bei den Jungen gibt es eher viele verspätete Einschulungen und wenig vorzeitige Einschulungen, wie die Abbildung 2 zeigt. Im Gegensatz dazu ist bei Mädchen der Unterschied zwischen verspäteter und vorzeitiger Einschulung sehr gering. Dies Ergebnis wurde auch im vorhinein angenommen, da Mädchen nach Langzeitstudien besser mit den neuen Anforderungen, welche die Schule mit sich bringt, zurecht zu kommen. In der Abbildung 2 kann man dies wiederfinden.

Allgemein kam bei einer Langzeitstudie (Arbeitsgruppe: Bildungsbericht am Max-Planck-Institut, 1994: S329) heraus, dass Faktoren, wie verspätete Einschulung oder auch Sitzen bleiben, nachhaltige Auswirkungen haben auf die Schullaufbahn der Kinder.

Abbildung 1 (Arbeitsgruppe: Bildungsbericht am Max-Planck-Institut, 1994: S.328)

Abbildung 2 (Arbeitsgruppe: Bildungsbericht am Max-Planck-Institut, 1994: S.330)

2.4.  Sitzen bleiben

In der Grundschule (und anderen) wird in Jahrgangstufen eingeteilt und bei ausreichender Leistung kommen die Schüler mit jedem Jahr auch eine Jahrgangstufe höher. Ausschlaggebend ist dabei das Zeugnis, das die Schüler zweimal im Jahr erhalten. In dem werden sie mit Noten mit von 1-6 (sehr Gut- ungenügend) bewertet werden. „ Bei mehreren mangelhaften oder ungenügenden Leistungen muss ein Schüler eine ganze Jahrgangstufe wiederholen“  (Arbeitsgruppe Bildungsbericht am Max-Planck-Institut, 1994: S.331).

Bei Statistiken zu der Allgemeinen „Sitzenbleiberquote“ in Deutschland kann man einen allgemeinen Rückgang erkennen, obwohl es große Unterschiede zwischen den Ländern gibt.

Allerdings ist der Rückgang der Sitzenbleiberquote vergleichbar mit dem Rückgang der Schülerzahlen.

Außerdem werden wieder Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen deutlich, wobei die Mädchen insgesamt weniger sitzen bleiben. Die Unterschiede sind umso größer, wenn auch die Sitzenbleiberquote ansteigt. Dies folgt aus der Abbildung 3 für NRW.

Im dargestellten Zeitraum der Grafik sind auch entscheidende Veränderungen erfolgt, die das Sinken der Sitzenbleiberquote gefördert haben. Beispielsweise wurde die Regelversetzung, in manchen Bundesländern, für die erste und oft auch zweite Klasse eingeführt. Zusätzlich wurde auch in der ersten und zweiten Klasse das Zeugnis durch Beurteilungen ersetzt.

Diese Neuerungen waren allerdings nur möglich wegen der zurückgehenden Schülerzahlen, den daraus folgenden kleineren Klassen und somit der Entlastung der Lehrer.

Durch die Regelversetzung wurde eine zusätzliche Belastung des Schülers durch Sitzen bleiben, vermieden. Der Schüler hat so mehr Zeit sich an die Schule zu gewöhnen.


Abbildung 3 (Arbeitsgruppe: Bildungsbericht am Max-Planck-Institut, 1994: S.333)

Leistungsbewertung

Die Leistungsbewertung soll eine Beurteilung sein, welche die jeweilige Lernentwicklung des Schülers und den erreichten Leistungsstand beschreibt.

Die Beurteilung dient vor allem als Rückmeldung an den Schüler und dessen Eltern. Dabei sollte allerdings die Funktion der Bewertung den Schülern (und Eltern) verständlich gemacht werden.

Die Beurteilungen sollen Empfehlungen für den Schüler sein, zum verbessern des Lernens und sie sollen eine ermutigende Funktion haben. Denn nicht nur Lernergebnisse sollen in der Beurteilung enthalten sein, sondern auch der Stand der Entwicklung von Fähigkeiten und Einstellungen zum Lernen. Hierbei kann sich der Lehrer z.B. auf die Entwicklung beim selbstständigen oder gemeinschaftlichen Lernen beziehen.

Durch die schon genannten Neuregelungen sollen in der ersten und zweiten Klasse keine Noten, sondern nur Beurteilungen vergeben werden. Doch viele Lehrer geben auch in ihren Beurteilungen Noten, in dem sie z.B. sagen „Die mündliche Mitarbeit von Manuela war befriedigend.“ Nur wenige Lehrer schreiben die Beurteilungen so, dass für die Schüler konstruktive Hinweise enthalten sind. (Arbeitsgruppe: Bildungsbericht am Max-Planck-Institut, 1994: S.332)

2.6. Ende der Grundschule und Übergang zur Sekundarstufe

Der Übergang zur Sekundarstufe findet im Regelfall nach der 4. Klasse der Grundschule statt.

Oft hängt er mit Belastungen für die Schüler im letzten und teilweise auch vorletztem Jahr der Grundschule zusammen, weil beispielsweise ein vorgegebener Notendurchschnitt erreicht werden muss. Auch die Empfehlung des Lehrers hat gewichtige Bedeutung für die Wahl einer weiterführenden Schule.

Wenn der Notendurchschnitt oder die Empfehlung des Lehrers nicht den elterlichen
Wünschen entspricht, steht dem Kind mit der „Übergangsausleseprüfung“ noch eine weitere Belastung bevor.

Eine große Anzahl von Kindern wird auch, durch die Einschränkung auf eine der drei weiterführenden Schultypen, von wichtigen „Entwicklungsreizen ausgeschlossen, die für sie besonders hätten sein können“ (Arbeitsgruppe: Bildungsbericht am Max-Planck-Institut, 1994: S. 340).

In den letzten Jahren der Grundschule müssen die Schüler auch in die Arbeitsweisen und Anforderungen der weiterführenden Schule gewöhnt werden und darauf vorbereitet werden, diese anzunehmen.

3. Rolf Robischon – „Selbst organisiertes kooperatives Lernen“

Was bedeutet „Selbst organisiertes kooperatives Lernen“ im Sinne von Rolf Robischon?

Es bedeutet in erster Linie, dass die Kinder nicht in die Schule kommen um Vorgaben, Richtlinien, Aufgaben etc. der Lehrer zu befolgen.

Stattdessen suchen sie sich selber Aufgaben und finden eigene Vorgaben, die das Leben in der Klasse erleichtern.

Es geht im wesentlichen darum, die Kinder lernen zu lassen und das nicht, indem man sie unterrichtet, sondern indem man ihnen Möglichkeiten bietet sich weiter zu entwickeln. Das bedeutet auch, dass die Kinder sich frei bewegen können im Klassenzimmer um Möglichkeiten zu entdecken, andere mit ihrem Interesse mit zu reißen, sich mitreißen zu lassen und so auch gemeinsam lernen und gegenseitig helfen.

3.1. Die Arbeitsweise

Die Kinder lernen mit Interesse und so geht das was sie machen nicht spurlos an ihnen vorbei. Egal in welcher Form, wenn es z.B. darum geht einen Konflikt mit einem Mitschüler zu lösen, so eignet sich das Kind Sozialenfähigkeiten an, aber nicht, weil der Lehrer erklärt wie man das macht, sondern weil das Kind für sich Selbst eine Lösung herausfindet.

Der Lehrer ist in dieser Form des Lernens Selbst eine Lerngelegenheit für die Kinder. Das bedeutet beispielsweise, dass der Lehrer derjenige ist der Fragen beantwortet und er ist derjenige, der den Kindern weitere Möglichkeiten/Informationen zum Lernen aufzeigt und zur Verfügung stellt.

Wenn Kinder also etwas für sich entdecken, was sie erforschen wollen so sollte der Lehrer sie dabei unterstützen. Anstatt ihm zu sagen, dass dieses Thema nicht in seine Unterrichtsplanung passt oder ähnliches. Auf diese Weise würde das natürliche Lernen der Kinder gestört werden.

Der Lehrer steht also nicht im Mittelpunkt des Unterrichts und tritt hinter den Bedürfnissen der Schüler zurück. Er gibt den Schüler einen Rahmen z.B. Zeit und Fach, wobei es nicht unbedingt notwendig ist diesen Rahmen einzuhalten. Ist ein Kind intensiv an einer Geschichte am arbeiten, dann sollte man ihm dies nicht verbieten, weil die Mathe Stunde gerade angefangen hat. Das nächste Mal wird das Kind sich wieder mehr mit Mathe beschäftigen, aber in jedem Fall lernt das Kind mehr, wenn es von sich heraus mit einer Geschichte oder Mathe beschäftigt.

Es gibt auch Tage an denen sich das Kind gar nicht mit Mathe oder Deutsch beschäftigen. Sei es aus dem Grund, dass es ihm heute nicht gut geht oder dass es dem Lehrer Bescheid sagt es müsste mal rausgehen um den Streit mit dem/r Freund/in klären will.

Bei solch einem Fall würde R. Robischon dem Kind nicht verbieten raus zu gehen oder sich auszuruhen, denn dem Kind würde es nicht besser gehen, wenn es in dieser Situation lernen müsste und es könnte auch nicht besser lernen. Das heißt, wenn ein Kind dem Lehrer sagt es kann nicht mehr Lernen oder es muss ein Problem klären, dann wird dies als Teil der Persönlichkeitsentwicklung gesehen. Sie dürfen sich also eine Pause nehmen, sich mit einem Spiel beschäftigen oder auf dem Sofa ausruhen.

In dieser Form des Unterrichts wird den Kindern ermöglicht ganz individuell aber auch in Gruppen zu arbeiten, was die Kinder auch nutzen. So kann jedes Kind in seinem ganz eigenen Tempo lernen. Es wird aber auch von anderen mitgerissen. Das heißt die Kinder entdecken Themengebiete für sich die sie interessieren. Als ich den Unterricht besucht habe hatten sich einige Mädchen das Thema Sexualität ausgesucht. Sie haben sich dazu ein Buch genommen und sind in einem anderen kleinen Raum gegangen und haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt. Bei Fragen sind sie zu R. Robischon gegangen um sie sich beantworten zu lassen. 

Alte Pädagogik
Für Kinder heißt das:
Setz dich an deinen zugewiesenen Platz!
Sei still und hör zu!
Führe Anweisungen aus!
Liefere Arbeiten ab!
Vermeide Fehler!
Übernimm fertige Informationen und Wissensinhalte!
Versuche so viele Punkte wie möglich zu erreichen!
Sei so, wie es von dir erwartet wird! 
Weiche Strafen aus!
Bemühe dich um Belohnungen!

Neue Pädagogik
heißt für Kinder:
Such dir deinen Platz und deine Arbeitspartner aus.
Rede mit anderen.
Überlege dir Möglichkeiten.
Du sollst zufrieden sein mit deiner Arbeit.
Experimentiere.
Vergleiche Informationen anderer miteinander
und mit deinen Informationen.
 Lerne so viel wie du kannst.
Sei wie du bist.
Hab Verständnisse für Missverständnisse.
Bemühe dich um gemeinsame Erfolge. 

Und für Lehrkräfte:
Gib Wissen und Verhaltensweisen weiter!
Erteile Anweisungen!
Kontrolliere!
Lass keine Umwege und Abweichungen zu!
Sorge für Ruhe!
Belohne und bestrafe!
Stelle Fragen!

und für Lehrkräfte:
Lass Kinder und Jugendliche lernen, 
so viel sie nur können.
Stelle Informationen und Lerngelegenheiten 
zur Verfügung. 
Du bist auch eine.
Erwarte Umwege, Abkürzungen und Experimente.
Lass Kinder und Jugendliche miteinander reden.
Belohne nicht und bestrafe nicht!
Lass dich fragen!

In dieser Tabelle stellt R. Robischon seine Pädagogik im Unterricht im Vergleich zur herkömmlichen „alten Pädagogik“ dar(http://www.rolf-robischon.de/).

3.2 Lernsituationen bei R. Robischon 

Im Klassenzimmer ist es meist sehr laut. Am Montag ist es am lautesten, die Kinder tauschen sich aus sie haben sich viel zu erzählen. Doch meistens tauschen sie sich genauso über das Lernen aus. Beispielsweise erlebte ich es, des Öfteren, dass sechs Jungen gemeinsam an einer Aufgabe am Computer saßen und sich natürlich über die Aufgabe austauschten.

Diese Geräusche bezeichnet R. Robischon als „Kindergeräusche“, die dazu gehören. Sobald es wirklich sehr laut wird so dass auch andere Kinder beim Lernen gestört werden, so wird als erste Maßnahme das Fenster geöffnet, was meist bewirkt, dass sich die Situation beruhigt. Ansonsten werden die Kinder darauf aufmerksam gemacht, durch eine Miteilung an der Tafel oder eine Mündliche Mitteilung an die Klasse.

Natürlich gibt es auch Streitereien die zum einiges zum Lärmpegel beitragen. Bei solchen Streitigkeiten wird nur eingegriffen, wenn deutlich wird, dass die Kinder keine eigene Lösung finden oder wenn ersichtlich ist dass sie sich gegenseitig wehtun. Den Kindern wird auch beim Umgang mit dem Problem vorgeschlagen oder erzwungen (z.B. auseinandersetzen), stattdessen werden sie in Ruhe gelassen oder gefragt „Habt ihr miteinander geredet“ oder falls sie eine Lösung gefunden haben „Wie habt ihr das gemacht“. Auf diese Weise entwickeln die Kinder ihre Sozialkompetenzen, denn ich habe es auch erlebt, dass Kinder fordern die Probleme selbst zu lösen. Oft gibt es bei Streitereien auch dritte die sich einschalten und zur Lösungssuche Mitbeitragen. Das heißt, dass die Kinder im Regelfall ihre Streitigkeiten selbst schlichten können.

Es gibt in der Klasse von R. Robischon auch nur zwei Regeln für alle (dem Lehrer eingeschlossen).

  1. „Man darf Kinder nicht bei der Arbeit stören“
  2. „Man darf Kinder nicht beleidigen oder ihnen wehtun“
  3. „Man darf anderen nichts wegnehmen“

In der dritten Klasse die ich mitbekommen habe, hat allerdings nur die erste Regel Verwendung gehabt die anderen waren überflüssig.

Wie mit diesen Regeln umgegangen wird, habe ich zum grossteil schon beschrieben.

Falls Kinder bei der Arbeit gestört werden, so wird darauf aufmerksam gemacht. Meistens ist es aber nicht der Lehrer, der darauf aufmerksam macht, sondern die Kinder selbst.

Als stärkste Maßnahme kann es sein, dass ein Kind rausgeschickt wird.

Auch bei der zweiten Regel habe ich auch schon erwähnt, falls sich Kinder streiten, erst dann eingeschritten wird, wenn ersichtlich ist, dass die Kinder keine eigene Lösung finden. In den meisten fällen, finden die Kinder aber eigene Lösungswege.

In den Klassenzimmern der anderen Lehrer habe ich meist lange Listen von verboten gefunden. Viele davon enthielten die Regeln von R. Robischon es gab aber z.B. auch die Regel, dass nach dem Unterricht aufgeräumt wird. Bei R. Robischon wurde in diesem Fall der ganzen Klasse mitgeteilt „Am Ende der Stunde muss aufgeräumt sein“. So wurden alle angesprochen, aber in keiner Weise als etwas worauf, bei nicht einhalten, eine Sanktion folgt. Sondern es wurde die Aussage gemacht, es muss passieren. Das bedeutet nicht, der Lehrer kontrolliert dies, sondern alle sind dafür verantwortlich. Der Lehrer ist somit auch nicht derjenige, der den Kindern eine Vorgabe macht, an die sie sich zu halten haben.

Beispielsweise wussten die Kinder, in den letzten Tagen vor den Sommerferien „muss aufgeräumt werden“ und ohne jede Aufforderung haben sie schon damit am drittletzten Schultag begonnen.

(http://www.rolf-robischon.de/ mit seinem Kommentar)

So wie es in der Klasse bei R. Robischon 3 Verbote gab, so gab es auch 3 „Erlaubnisse“

  1. „Es ist erlaubt immer miteinander zu Reden und miteinander zu Arbeiten“
  2. „Es ist erlaubt umherzugehen“
  3. „Es ist erlaubt alles zu benutzen was im Zimmer ist“

Diese Regeln beschreiben, was man im Klassenzimmer bei R. Robischon erlebt. Es gibt immer einen gewissen Lärmpegel, der manchmal steigt oder sinkt, was nicht bedeutet, dass er störend ist für die Kinder. Sie laufen viel herum, suchen sich was sie machen können und gucken was die anderen machen. Dementsprechend gibt es auch keine Sitzordnung, so dass die Kinder sich immer neu gruppieren.

Allgemein wird in der Klasse von R. Robischon nicht gelobt, getadelt oder angetrieben wird. Was daran liegt das er eine Belohnung als eine Bestechung, Bestrafung als Unterwerfung und antreiben als Druck machen betrachtet ( http://www.rolf-robischon.de/ ).

Wenn ihm mal das Verhalten der Kinder nicht gefällt so wird eine Mitteilung an die Klasse gemacht, entweder mündlich oder durch die Tafel. Es wird aber nie gesagt, dass die Kinder etwas falsch gemacht haben. Stattdessen wird gesagt „Es gefällt mir nicht, dass ihr euch um das Rechengeld streitet“. Der Lehre geht also von sich aus und nicht von dem „Fehlverhalten“ der Kinder. Falls ein Kind, an einem Tag, sehr unruhig ist dann kann es sein, dass es herausgeschickt wird, wobei aber nicht befohlen wird.

Auch gelobt wird nicht. Kommt ein Kind zum Lehrer um seine Arbeit zu zeigen, dann zeigt er Freude darüber, wie das Kind gearbeitet hat, wobei aber nicht gesagt wird, es wäre eine gute Arbeit o.ä. Wäre dies der Fall, so würden die Kinder in gut und schlecht eingeteilt werden. Es gibt aber keine guten oder schlechten Kinder, sondern Individuen mit unterschiedlichen Begabungen.

In der ersten Klasse werden Fehler nicht korrigiert. Fehler sind auch hier nicht Falsch, sondern gehören für den eigenen Lernweg der Kinder dazu. Außerdem soll vermieden werden, dass durch das korrigieren, die Motivation des Kindes beeinträchtigt wird. (Siehe Abbildung)

Ab dem zweiten Schuljahr werden die Kinder dann auf Fehler aufmerksam gemacht, die sie dann selber korrigieren könne. Nur wenn ein Text  fehlerfrei ist kommt vom Lehrer die Notiz „0 Fehler“ dazu. Dies ist allerdings nicht wertend, sondern entspricht den Tatsachen.

3.2.1. Meine Eindrücke des Unterrichts 

Als ich am 05.07.2004 mit R. Robischon das Klassenzimmer betrat, sah ich Kinder die sich angeregt über das Wochenende austauschten. Dabei wurden sie nicht gestört. R. Robischon ging zur Tafel und schrieb an „Guten Morgen Kinder“, darunter schrieb er „Guten Morgen Anna“. So wussten die Kinder gleich wer ich war. Nachdem er es einige Zeit hat stehen lassen, so dass die Kinder genug Zeit hatten es zu lesen, wischte er es weg und schrieb drei Aufgaben an die Tafel.

Auf die Linke Seite der Tafel schrieb er mehrere verschiedene Wörter die zu einer Gruppe gehörten, z.B. Tiere mit vier Beinen, allerdings gab es ein Wort, welches nicht dazu gehörte, in dem Fall z.B. Huhn. Irgendwann während der Deutschstunde haben die Kinder dann versucht dieses Wort herauszufinden.

In der Mitte der Tafel gab es sozusagen eine „grammatische“ Einheit. Als Überschrift stand dann „St“ da und darunter verschiedene Wörter mit St.

An der rechten Seite der Tafel wurde eine Geschichte geschrieben. Die sich immer mit einem anderen Thema beschäftigte und darüber Informationen gab.

Die Kinder konnten dann Wählen ob sie, die Sachen an der Tafel abschreiben, eine eigene Geschichte schreiben, sich mit Arbeitsblättern, am Computer, mit Lernspielen usw. beschäftigen wollten.

Kinder die sich mit der Geschichte beschäftigten oder mit den / der Wörtern / Wörtergruppe wurden oft zu Fragen angeregt bzw. fanden Interesse an den Themen.

Die Kinder waren an diesem Tag sehr Laut. Deswegen waren die Fenster die ganz Zeit offen. R. Robischon sagte dazu zu mir nur „Am Montag sollte man nicht versuchen sie leise zu bekommen“.

Am Ende der Stunde wurde gesagt „ Die Geschichte müsste jetzt noch mal vorgelesen werden“. Daraufhin haben sich ein paar Schüler vor der Tafel zusammen gefunden und gemeinsam vorgelesen.

Während des gesamten Tag kommt es immer wieder vor, dass R. Robischon Namen der Kinder an die Tafel schreibt. Diese Kinder arbeiten, zu dem Zeitpunkt nicht. Irgendwann fällt ihnen dies auf, dann suchen sie sich eine Arbeit und fordern R. Robischon auf den Namen von der Tafel zu streichen.

Der Beginn der nächsten Stunde (Mathe) wurde damit eingeleitet, dass an der Tafel stand „ In 5 min muss aufgeräumt“ sein. Was die Kinder auch machten, meist ohne darüber überhaupt noch mal zu reden.

In der Mathe Stunden wurden auch ein paar Aufgaben an die Tafel geschrieben die, die Kinder machen konnten. Genauso stand der Computer, Arbeitsblätter, Lernspiele und Spielgeld zur Verfügung.

Die meisten Kinder beschäftigten sich mit dem Spielgeld. Sie spielten damit Kaufladen, Bank, Bettler und Lotto. In meiner Praktikumzeit wurde vor allem Lotto gespielt. Dabei haben die Kinder zwar nicht das Einmaleins auswendig gelernt aber man konnte Beobachten wie sie etwas über den Umgang mit Geld lernten. Als anfingen Lotto zu spielen, gab es sehr häufig hohe gewinne. Alle paar Minuten bekam ich mit wie sich ein Kind über seinen hohen Gewinn freute. Schnell haben die Kinder allerdings mitbekommen, dass bei so viel hohen Gewinnen, nichts für den Lottobesitzer übrig bleibt. So gab es nur noch niedrige Gewinne und die Kinder haben auch den Trickbetrug erfunden.

Die nächste Stunde wird wieder mit einem Satz an der Tafel eingeleitet, so können sich die Kinder darauf vorbereiten was auf sie zukommt.

In der nächsten Stunde steht Sachkunde auf dem Stundenplan. Die Kinder beschäftigen sich hier mit Themen die sie Interessieren. Manche arbeiten am Computer mit Programmen zum Thema Wassertiere oder Waldleben. Dann gibt es noch die experimentier Koffer, dabei gibt es verschieden für die Themen Wasser, ´Luft, Magnetismus und Energie. Ebenso gibt es Bücher zu den verschiedensten Themen.

Zusätzlich hat sich eine Gruppe gebildet die sich mit dem Thema Sexualität auseinandersetzt. Mit einem Buch setzen sie sich in einen kleinen Raum und lesen es sich gegenseitig vor. Bei Fragen kommen sie zurück ins Klassenzimmer.

3.2.2. Die Schulanfänger

In der ersten Hälfte des Schuljahres, geht R. Robischon zu den Kindern in den Kindergarten, damit sie sich an ihnen gewöhnen können. Er bringt dabei Materialien aus der Schule mit, die von den Kindern benutzt werden können.

In der zweiten Hälfte des Schuljahres kommen die Kinder, die im nächsten Schuljahr die neuen Erstklässler sein werden, einmal pro Woche, für eine Stunde, in die Schule.

Auf diese Art und Weise können sich die Kinder auf die Schule vorbereiten.

Die Stunde beginnt, in dem die Kinder ganz selbstverständlich einen Stuhlkreis bauen. Zur Begrüßung werden 1- 2 Lieder gesungen, wer will kann mitsingen. Danach wird von R. Robischon vorgestellt, was für Möglichkeiten die Kinder haben zum arbeiten. Es gibt mehrere Lernspiele, Bücher, Puzzle, die Tafel, Arbeitsblätter und dazu die „bitteschön – Dankeschön“ Stifte. „Wenn die so heißen, dann wird damit auch so umgegangen“, wurde mir dazu erklärt. Nachdem alles erklärt wurde, sind die Kinder mit Begeisterung auf Entdeckungsreise gegangen.

Es war schön zu sehen, wie die Kinder mit so viel Begeisterung lernen wollten. Viele haben sich noch Arbeitsblätter mit nach Hause genommen.

Die Arbeitsblätter sind von R. Robischon selbst entworfen. Sie sind so aufgebaut, dass die Kinder von selbst wissen was sie machen können. Machen „können“ sage ich, weil keine Lösung Falsch wäre. Fragt ein Kind doch mal, was es da machen muss, so wird es gefragt „Was kannst du da machen?“

Am häufigsten kommt es vor, dass die Kinder die leeren Kästen ausfüllen mit dem Wort, welches darüber steht. Oft werden die Bilder noch zusätzlich ausgemalt.

Die Wörter werden einfach abgeschrieben ohne das die Kinder das Alphabet kennen gelernt haben. Die Bedeutung kennen sie durch die Bilder. Oft haben die Kinder fragen ´zu den Bildern oder ihnen fällt z.B., bei dem dritten Bild, auf, dass man aus den Wörtern Eis und Bär ein neues bilden kann.

So lernen die Kinder nach und nach zu schreiben.

Als ich die Schulanfängergruppe besucht habe, war ein Kind sehr traurig. R. Robischon hat sich ein bisschen um sie gekümmert und hat sie gefragt Ob sie an die Tafel schreiben sollen, dass sie traurig ist. Also sind sie zur Tafel gegangen und er hat hingeschrieben „Anna Marie ist traurig“. Kurz darauf ging ein anderes Kind zur Tafel und hat diesen Satz abgeschrieben. Sie brauchte sich auch über die Bedeutung des Satzes nicht weiter informieren.

Die Anfänge in Mathe beginnen auch mit Arbeitsblättern die nicht erklärt werden müssen und durch die, die Kinder die Bedeutung der Zahlen verstehen können.


4.Rolf Robischon bezogen auf die allgemeine Grundschule

Hierbei ist zu sagen, dass R. Robischon Rektor und Lehrer einer staatlichen Grundschule ist. Das bedeutet, er hat gewisse Vorgaben und Regel an die er sich halten muss, obwohl er sie, z.B. an einer eigenen Schule, anders handhaben würde.

4.1.Individuelles Lernen

Im Unterricht von R. Robischon können die Kinder absolut individuell lernen. Dadurch dass es keine Vorgaben gibt, nach denen sich die Kinder richten müssen.

Wie vorhin beschrieben gibt es für die Lehrer Lehrpläne in denen steht, was die Kinder bis zum Ende eines Schuljahres erlernt haben müssen. Auch dadurch wird im Gleichschritt gelernt. Was automatisch dazu führt, dass einige Schüler nicht mitkommen andere aber schneller lernen wollen. Daraus folgt die Einteilung in schlechte Schüler, was negative Auswirkungen auf die Motivation der Kinder haben kann.

Bei R. Robischon kommt dieses Problem gar nicht erst auf da die Kinder komplett individuell arbeiten können. Trotzdem gibt es auch Arbeitsgruppen, wo Kinder mit unterschiedlichen Leistungsständen zusammen arbeiten und sich so auch gegenseitig viel beibringen.

Die vorher beschriebenen „Problemkinder“ würden somit auch keine Rolle spielen, da sie genauso lernen könne wie sie könne bzw. wie es ihnen Möglich ist.

Ich denke auch nicht, dass sie z.B. als Legastheniker das Schreiben vermeiden würden, den warum sollten sie dies tun, wenn sie in diesem Punkt nie als schlecht o.ä. bezeichnet wurden. Natürlich bemerken sie die Differenz zu anderen Kindern, aber auch das dürfte kein Problem sein, weil sie es nie als eines kennen gelernt haben.

In der dritten Klasse von R. Robischon waren beispielsweise zwei Kinder die Aufgrund von „Leistungstests“ nach der dritten auf die Sonderschule gehen sollten.

Bei einem Diktat hat eines der Kinder ein Laufdiktat geschrieben. Sie hat über drei Schulstunden und bis in die Pause daran gearbeitet, bis es fehlerfrei war. Das war eine erstaunliche Leistung, wo man sich fragt ob sie, auf einer Sonderschule, diese besondere Arbeitsweise so durchführen kann.

Genauso müssten Kinder bei R. Robischon in der Klasse nicht Sitzen bleiben, da auch diese Lerndefizite bei dem individuellen lernen keine Schwierigkeiten darstellen. Es ist eine Methode, die Jahrgangsübergreifenden Unterricht ermöglicht.

Was bei R. Robischon an der Schule für die Kinder der ersten und zweiten Klasse auch einmal die Woche der Fall ist.

Die meist gewählte Unterrichtsform ist der Frontalunterricht, wobei den Kindern gesagt wird was sie tun müssen und im Mittelpunkt des Unterrichts steht. Allgemein wird daran kritisiert, das die Kinder so nicht individuell gefördert werden können.

Für die Individuelle Förderung ist die „Stillarbeit“ die weitverbreiteste Form. Doch schon durch den Namen entfernt sich diese durch die Arbeit die bei R. Robischon zu beobachten ist. Denn bei ihm ist ein Austausch der Kinder ein wichtiger Bestandteil. Stillarbeit, bedeutet auch dass die Kinder Einzelarbeit leisten.

Bei R. Robischon kann zwischen Gruppenarbeit oder Einzelarbeit frei gewählt werden.

4.2. Leistungsbewertung und Übergang in die Sekundarstufe

Eine häufige Kritik an der Unterrichtsform von R. Robischon ist, dass die Kinder kein gemeinsames Grundwissen haben, welches sie aber brauchen, für die darauf folgende Schule.

Allerdings wird gesagt, dass die Kinder in der Grundschule „ die Grundfertigkeiten im Lesen, Schreibe, Rechnen und eine Einführung in Natur- und Sozialwissenschaften vermittelt werden soll. Sowie Sozialentwicklung und Gemeinschaftsbildung.“ Lernen tun sie diese wie andere Kinder auch.

Wie man die Kinder dabei bewertet, nach welchen Maßstäben und wie man beurteilt, welche Schulform die richtige ist, sollte die wichtigere Frage sein. Denn wie werden Kinder bewertet werden, die eigentlich nicht in gut oder schlecht eingeteilt werden.

Bei R. Robischon wird hier auf die Notenvergebung nicht verzichtet, im Rahmen der Vorgaben. Allerdings achtet er beispielsweise genau darauf, dass er in den (zusätzlichen) Berichten die Kinder nicht kritisiert, sondern Positives Verhalten beschreibt.

Nach den Informationen über diese Berichte fällt es den Lehrern schwer eine Form der Benotung in dem Bericht auszulassen.

Die Benotung würde ebenfalls wahrscheinlich vielen Lehren schwer fallen, wenn sie im Vorfeld nicht einen Test o.ä. geschrieben haben, bei dem sie sich noch mal die Leistung des Schülers angucken können.

Auch R. Robischon schreibt Diktate o.ä. aber auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten für die Schüler (Laufdiktat oder Wendediktat). Die Benotung erfolgt jedoch vor allem durch die Beobachtung der Kinder. Beim Schreiben, dürfte die Beurteilung hier nicht besonders schwer fallen. Bei dem Sachkundeunterricht wird jedoch oft anhand der Fragen der Kinder, ihr Wissen festgestellt.

Die Sozialentwicklung wird auch bei R. Robischon besonders gefördert. Die Kinder bei ihm haben meiner Beobachtung nach ein sehr großes Selbstbewusstsein. Sie wissen, was sie wollen und wenn es nur darum geht zu wissen, was sie lernen wollen.

Zusätzlich lösen sie ihre Konflikte fast grundsätzlich alleine, genauso entstehen Gruppenarbeiten ohne jegliche Probleme. Was für mich, für eine gute Sozialentwicklung steht.

Dieses Selbstbewusstsein und die sozialen Fähigkeiten stützen die Kinder bei dem Start auf einer neuen Schule.

Allerdings gibt es auch häufig die Kritik, dass die Kinder die Arbeitsweise der neuen Schulen nicht gewöhnt sind. Schließlich soll die Grundschule auch auf die folgende Arbeitsweise der Sekundarstufe vorbereiten soll. Um diesen Problem vorzubeugen, werden die Kinder immer öfter darauf aufmerksam gemacht, wie beispielsweise das Diktat auf einer anderen Schule geschrieben worden wäre. Nämlich ohne die Wahlfreiheit zwischen einem normalen Diktat, Laufdiktat und Wendediktat.

Genauso wird auf die Unterschiede zwischen den Unterrichtsformen der Lehrer an der Grundschule, an der R. Robischon unterrichtet hat, aufmerksam gemacht. Schließlich gibt es dort zwar den Klassenlehrer, aber Fächer wie Sport, Kunst oder Musik übernehmen meist andere Lehrer, so gewöhnen sich die Kinder daran, dass es Unterschiede gibt.

Hierzu möchte ich einen Vergleich anstellen zwischen R. Robischon und einer seiner Kolleginnen, im Sportunterricht. Wobei man bedenken sollte, dass die Kinder die bei R. Robischon Sportunterricht hatten, Frau B. als Klassenlehrerin haben. Und umgekehrt, die Kinder die Frau B. als Sportlehrerin haben, in der Klasse von R. Robischon sind.

Sportunterricht bei Frau B. (3. Klasse)

Sportunterricht bei R. Robischon (2. Klasse)

Die Kinder gehen zu zweit nebeneinander und hintereinander zur etwas entfernten Sporthalle.

Zum Aufwärmen Joggen die Kinder hintereinander her um den Sportplatz(der „beste“ ist vorne).

Frau B. erklärt Aufwärmungs- und Dehnungsübungen die, die Kinder ausführen.

Training für die Bundesjugendspiele:

50 Meter Lauf immer 2 gegeneinander

nacheinander Weitwurf

nacheinander Weitsprung

Während der Übungen gibt es Anweisungen, Kritik und Lob.

Kinder insgesamt sehr ruhig, wenig Auseinandersetzungen.

Kinder gehen selbstständig zur Sporthalle.

Die Kinder wärmen sich teilweise selbstständig auf.

Training für die Bundesjugendspiele.

Die Kinder wählen zwischen Weitwurf, Weitsprung, und 50 Meter Lauf, wobei sie sich gegenseitig kontrollieren.

Alle Kinder probieren alles aus.

Kinder spielen auch Fußball, Joggen usw.

Am Ende der Stunde geht R. Robischon zurück zur Sporthalle, die Kinder folgen ihm und bringen die Geräte mit.

5. Rolf Robischon bezogen auf Professionalisierung

Nach dem Text von W. Schwendenwein (1990) über Professionelles Handeln, wird das professionelle Handeln von den Arbeitsbedingungen beeinflusst. Die zu „normierten ... Verhaltensweisen führen“

Auch R. Robischon wurde, in der Praxis mit seinem Selbstentwickelten Konzept, von Vorgaben eingeschränkt. So würde er z.B. auf die Notenvergabe verzichten. Doch spätestens bei dem Übergang zur Sekundarstufe ist dies nicht möglich.

Als R. Robischon begann seinen Unterricht umzustellen, kamen auch Beschwerden von Eltern, dass ihre Kinder so nichts Lernen würden. Dies ging so weit, dass Prüfer zu ihm in den Unterricht kamen. Er durfte aber zum grossteil seinen Unterricht beibehalten. Es gab aber auch Kompromisse, z.B. musste er ab der 2. Klasse Fehler korrigieren.

Im Text von W. Schwendenwein wird gesagt, dass „ Autonomie im Zuge professionellen Handelns als das entscheidende Kriterium angesehen wird“ (Schwendenwein, W.1990: S.369). Wobei aber auch gemeint ist, selbstständig zu Handeln bzw. zu Entscheiden, im Rahmen der Vorgaben.

Bei R. Robischon kann man von Autonomie mit diesem Hintergrund reden, denn er handelt nach Vorgaben indem er Noten vergibt usw. Allerdings handelt er ansonsten sehr selbstständig, was man aber auch einfach als anders ansehen kann, da es nicht die Methoden sind, die in der Ausbildung vermittelt werden. Trotzdem kann er seine Methodik wissenschaftlich begründen. Beispielsweise indem er aufzeigt wie ein Kind, das intrinsisch lernt, mehr von dem gelernten hat.

6. Fazit

Allgemein möchte ich erst einmal sagen, dass mir der Unterricht von R. Robischon sehr gut gefallen hat. Vor allem, weil die Kinder mit einer Selbstverständlichkeit und mit Spaß daran gelernt haben.

Die Kinder bei R. Robischon haben aber auch gelernt sehr selbstbewusst zu sein, sie wussten, was sie wollten. Sie haben auch ihn manchmal darauf aufmerksam gemacht, wenn er etwas vergaß o.ä. Sie wussten aber vor allem immer auch was sie lernen wollten.

Es war auch immer eine Selbstverständlichkeit, denn die Kinder wussten, sie sind in der Schule und da wird ‚Lesen, Rechnen und Schreiben gelernt. Dies Brauch ihnen auch nicht der Lehrer sagen, dass bekommen sie schon von zu Hause mit. Es gab auch Kinder, wo man sehen konnte, dass sie mehr noch für ihre Eltern Lernen als für sich. Das waren meist die Kinder die immer nach Hausaufgaben fragten. Daran konnte man sehen, dass die Eltern zu Hause auch sehen wollten was die Kinder Lernen und dies auch Zuhause zeigen sollten.

Bei diesen Kinder kam es dann seltener vor, dass sie mal keine Lust hatten zu Lernen oder was anderes machten als die Aufgaben / Angebote.

Man kann aber sagen, diese Kinder der 3. Klasse hatten auch den Stand anderer 3. Klasse, soweit ich das beurteilen kann. Natürlich gab es Unterschiede zwischen den Kindern. Einige konnten beispielsweise das Einmaleins nicht auswendig oder waren noch unsicher beim Schreiben. Trotzdem waren es alle sehr aufgeweckte Kinder die vor allem durch ihr Selbstbewusstsein aufgefallen sind und durch ihre Sozialen Fähigkeiten, so wie durch ihr Allgemeines Verständnis. Damit meine ich z.B. wie sie beim Lotto spielen die Realität wiedergespiegelt haben und so die Realität verstanden haben, somit etwas über die Bedeutung von Geld gelernt haben.

Ich denke die Kinder würden allgemein als „gute“ bis „schlechte“ Drittklässler eingeordnet werden (wobei R. Robischon diese Einteilung nicht machen würde).

Die Kinder werden auch auf die andere Arbeitsweise auf der fortführende Schule vorbereitet. Indem ihnen die Unterschiede bewusst gemacht werden, so dürfte auch hier kein Problem entstehen. Natürlich mit Ausnahmen, die aber nicht mit der Unterrichtsform zu tun haben muss, sondern es sind schwierigweiten die auftreten können beim Übergang in die Sekundarstufe, wie bei jeder anderen Grundschule auch. Allerdings denke ich, dass diese Kinder noch ein Vorteil durch ihr großes Selbstbewusstsein haben.

Der Gedanke dieses System als Allgemeines Grundschulsystem zu haben, stellt in meiner Vorstellung Kinder da die gerne Lernen. Allerdings glaube ich nicht, dass dieses machbar ist, denn es würden Lehrer benötigt, die an dieses System glauben und es auch so Unterrichten können. Genauso müssten auch die Eltern mit Vertrauen dahinter stehen, denn nur so können die Kinder auch unbefangen lernen.

Wenn es als Schulsystem angenommen wird, dann allerdings auch mit offenen Klassen, ohne viel Bedeutung auf die Jahrgangseinteilung und ohne Noten.

Würde diese Art des Unterrichts aber auf das Allgemeine Schulsystem übertragen werden, so könnte ich mir vorstellen, dass man nicht mehr von Allgemein Bildung reden könnte. Denn die Kinder würden ganz unterschiedliche Dinge Lernen in jeder Klasse würden die Kinder andere Gebiete finde die sie interessieren. Womit ich nicht sagen möchte, dass ich diese Vorstellung schlimm finde, aber ich denke, viele könnten sich nicht von der Vorstellung der Allgemein Bildung lösen und dass diese z.B. nötig ist für den Einstieg ins Berufleben.

In meinem 2. Semester am Oberstufenkolleg habe ich ein Referat über das Spiel für Kinder gehalten. Wo ich gelernt habe, dass Kinder durch das Spiel Synapsen entwickeln. Diese aber nach Beginn der Grundschule sich zurückentwickeln. Bei R. Robischon ist dies bestimmt nicht der Fall, weil die Kinder sich weiterhin selbst erproben und wichtige Erfahrungen sammeln.

7. Literaturverzeichnis

  1. Arbeitsgruppe Bildungsbericht am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (1994): Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland, Strukturen und Entwicklungen im Überblick. Reinbeck bei Hamburg, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH
  2. Robischon, Rolf (2002): Lernen ist wie Netze Spinnen. Lichtenau, AOL Verlag.
  3. http://www.rolf-robischon.de/
  4. http://lehrplan.lernnetz.de/

zurück                  nach oben          der Praktikumsmonat, Bilder